Nebelheim und Sonnenland
Entstehungszeitraum 2009-10
Spieldauer ca. 25 Minuten
Bearbeitung Jobst Liebrecht
Uraufführung
Uraufführung 28. September 2013
Berlin · Deutsche Oper Tischlerei
Landesjugendensemble für Neue Musik
Musikalische Leitung Jobst Liebrecht
Kommentar
Im Spätwerk Hans Werner Henzes mit den drei schwergewichtigen, bekenntnishaften Stücken „Elogium musicum“, „Opfergang“ und „An den Wind“ nimmt die Jugendoper „Gisela!“ als heiterer Buffo- Kontrapunkt eine besondere Rolle ein. Mit Freude und Rührung erinnere ich mich, mit welchem Spaß und Witz der alte Meister an den auf bizarre Weise komödiantischen Wendungen dieses zwischen Neapel und Oberhausen angesiedelten Musiktheaterstücks hin- und her drechselte. Ganz wie es das Genre verlangt, wussten dabei häufig alle Beteiligten nicht mehr, an welcher Stelle der Handlung man sich gerade befand, wer da welche Rolle spielt und zu welchem bösen oder lustigen Ende das Ganze noch finden soll. Denn obwohl das Stück in größter Heiterkeit in der Sonne Italiens beginnt, führt es auch ins Ruhrgebiet , in die Bereiche düsteren norddeutschen Nebels und protestantischer Innerlichkeit, bevor ein transeuropäischer Ausbruch des Vesuvs auf dem Theater das Spiel beendet. Wie in den anderen Spätwerken Henzes ist auch bei „Gisela!“ die musikalische Zeichnung auf höchste Weise komprimiert und verdichtet. Für Zuschauer und Zuhörer hat dieses einen eigenen Anspruch zur Folge : sie müssen ihre Antennen mit hoher Aufmerksamkeit auf die filigranen, häufig momenthaften, häufig ironischen Aufzeichnungen richten.
Hans Werner Henze selbst schreibt in seiner Einleitung zu der Musik: „Es musste also vom Gebrauch traditioneller Formen abgesehen werden, weil die Wucherungen der Musik nicht gestört werden sollten und ihr Wachstum nicht eingeschränkt werden sollte“. Trotzdem hatte er während der Arbeit einige instrumentale Fixpunkte immer im Blick , die zu gliedernden und überleitenden Orchesterzwischenspielen werden sollten und dann im Verlauf der Arbeit auch wurden. Meine Ausgangsidee war es, diese Orchesterzwischenspiele zur Basis einer Suite zu machen, mit der Teile der Musik von „Gisela!“ auch im Konzertrahmen erklingen können. Von Uminstrumentierungen und der Einarbeitung vokaler Partien in das Orchester habe ich bis auf wenige Momente bewusst Abstand genommen. Viele anrührende oder auch besonders lustige Szenen und Arien der Oper mussten deshalb außen vor bleiben. Dafür erklingt Henze fast durchweg „im Original“.
"Nebelheim und Sonnenland" soll vom neu gegründeten Landesjugendensemble Neue Musik Berlin in der Tischlerei der Deutschen Oper uraufgeführt werden. Möge sie auch das große Engagement Hans Werner Henzes für die Kinder- und Jugendorchesterarbeit zu dauerhafter Erinnerung bewahren.
(c) Jobst Liebrecht, Juni 2013
Orchesterbesetzung
2 Flöten | Piccolo Altflöte |
3 Oboen | 2° auch Englischhorn 3° auch Heckelphon |
2 Klarinetten | 2° auch Bassklarinette |
2 Fagotte | 2° auch Kontrafagott |
2 Hörner | |
1 Wagnertuba | |
2 Trompeten | |
2 Posaunen | |
1 Tuba | |
Pauken | |
Schlagzeug | (4 Spieler) |
I | Vibraphon Woodblock Flexaton Schüttelrohr 3 Tom-Toms (hoch, mittel, tief) |
II | 3 Bongos (hoch, mittel, tief) 3 Tom-Toms (hoch, mittel, tief) Maracas 3 hängende Becken (hoch, mittel, tief) kleine Trommel 3 Woodblocks |
III | Glockenspiel Crotales Ratsche 3 Bongos (hoch, mittel, tief) 3 Tom-Toms (hoch, mittel, tief) Tamburo basco 3 China-Gongs 3 hängende Becken (hoch, mittel, tief) kleine Trommel |
IV | 3 China-Gongs große Trommel große Tam-Tam Schüttelrohr Tamburo basco Crotales Ratsche Maracas |
Harfe | |
Celesta | |
Klavier | |
Streicher |