Phaedra

Der erste Teil dieses Mythen-Stücks sielt im antiken Griechenland, auf Kreta: Phaedra, rasend vor ihrer unerwiderten Liebe zu Hippolyt, denunziert diesen bei seinem Vater, ihrem Ehemann Theseus. Während Theseus Poseidon auffordert, Hippolyt töten (Poseidon lässt Minotauros einen Tsunami verursachen, der den armen Hippolyt an einem Felsen zerschmetter), begeht Phaedra Selbstmord.

Der zweite Teil spielt im alten Italien, im Heiligtum Dianas am Nemisee (Latium). Artemis setzt die Teile Hippolyts wieder zusammen, und er ersteht neu als “Virbius”, der später “König der Wälder” wird. Phaedra geistert als “Untote” durch die Welt und versucht immer noch, Hippolyt für sich zu gewinnen. Dieser hingegen räumt mit dem alten Götterglauben auf und läutet eine Zeitenwende ein.

Wir haben es zwischen dem ersten und dem zweiten Teil des Werks mit einem Mythentransfer zu tun, wie ihn James George Frazer in seinem Monumentalwerk “Der goldene Zweig” beschrieben hat. Aus der griechischen Artemis wird die römische Diana. Es ist aber auch eine Zeitenwende, und für den Komponisten lag zwischen der Arbeit an den beiden Teilen eine längere, schwere Erkrankung. Und so beginnt der zweite Teil denn mit einer komischen, parodistischen Szene.

Henze hat sein Stück eine „Konzertoper“ genannt, und es gibt in der Tat verschiedene „konzertante“ Elemente, wie z.B. der Anfang und das Schlussbild.

Nach der Uraufführung wurde „Phaedra“ oft nachgespielt – das Werk erlebte Neuinszenierungen in Florenz, Heidelberg, Luzern, Düsseldor-Duisburg, Philadelphia, und im Juni gibt es eine neue Produktion in London. So ist das Stück nachgerade im doppelten Sinne ein „Klassiker'“ geworden.