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(Fonte: audite) Er war einer der herausragenden Geiger des 20. Jahrhunderts: Geboren 1915 in Wien, wirkte Wolfgang Schneiderhan zunächst lange Jahre als Konzertmeister der Wiener Philharmoniker, bevor er sich ganz auf seine Solistenkarriere konzentrierte. Und auch als Kammermusiker - etwa mit seinem Schneiderhan-Quartett oder im Trio mit Edwin Fischer und Enrico Mainardi - setzte er Akzente. Bei den Luzerner Festspielen zählte Schneiderhan zu den prägenden Künstlern: Zwischen 1949 und 1986 gab er hier sagenhafte 42 Konzerte, er leitete als Nachfolger Georg Kulenkampffs über Jahrzehnte die Meisterkurse und er gründete 1956 gemeinsam mit seinem Schüler Rudolf Baumgartner die Festival Strings Lucerne.
Auch wenn Schneiderhan über eine enorme technische Begabung verfügte, bewegte er sich nie im Terrain bloßer Virtuosenkonzerte oder reißerischer Solo-Piècen. Stattdessen verbarg sich seine Fingerfertigkeit stets hinter einer wohlartikulierten Tongebung, einer gepflegten klanglichen Modulationsbreite und einer hochdifferenzierten dynamischen Palette; zu Recht wurde immer wieder seine vollkommene Natürlichkeit der Darstellung gerühmt. Schneiderhans «Hausgötter» waren Bach, Mozart und Beethoven, doch war er auch ein sachkundiger und engagierter Anwalt für die Komponisten des 20. Jahrhunderts: von Boris Blacher, Karl Amadeus Hartmann und Rolf Liebermann bis zu Frank Martin oder Igor Strawinsky.
Diese Spannweite von Schneiderhans Repertoire belegen auch die drei hier erstmals veröffentlichten Luzerner Live-Mitschnitte, die insbesondere sein Engagement für die Musik seiner Zeit herausstellen: mit Henzes hochvirtuosem Erstem Violinkonzert, das er unter der Leitung des Komponisten auch auf Schallplatte einspielen sollte, und mit Martins Magnificat. Der Schweizer Komponist schuf dieses ungewöhnlich besetzte Werk, das er ein Jahr später zu seinem Maria-Triptychon ausbaute, eigens für Schneiderhan und dessen Ehefrau, die Sopranistin Irmgard Seefried - der Luzerner Mitschnitt der Welturaufführung mit den beiden Widmungsträgern ist deshalb ein besonderer Archivfund. Die frühe Aufnahme von Mozarts letztem Violinkonzert wiederum zeigt Schneiderhan als Vertreter der Wiener Mozarttradition. Sein Partner am Pult des Schweizerischen Festspielorchesters ist hier Paul Hindemith, der so einmal als Dirigent des klassischen Repertoires zu erleben ist.
Ergänzt um bislang unveröffentlichte Fotos aus dem Festival-Archiv, informiert das 32-seitige, dreisprachige Booklet ausführlich über Wolfgang Schneiderhan und sein Luzerner Wirken.
In Kooperation mit audite präsentiert LUCERNE FESTIVAL in der Reihe «Historic Performances» herausragende Konzertmitschnitte prägender Festspielkünstler. Ziel der Edition ist es, bislang weitgehend unveröffentlichte Schätze aus den ersten sechs Jahrzehnten des Festivals zu heben, dessen Geburtsstunde 1938 mit einem von Arturo Toscanini geleiteten «Concert de Gala» schlug. Die Tondokumente stammen aus den Archiven von SRF Schweizer Radio und Fernsehen, das die Luzerner Konzerte seit Anbeginn regelmäßig überträgt. Sie werden klanglich sorgfältig restauriert und durch Materialien und Fotos aus dem Archiv von LUCERNE FESTIVAL ergänzt: eine klingende Festspielgeschichte.