Der ursprüngliche Plan war, das Stück An den Wind für Chor allein, also a cappella, zu setzen. Auf Wunsch des damaligen Thomaskantors Georg Christoph Biller kam ab Mai 2011 ein kleines Instrumentalensemble (16 Musiker) hinzu, das nicht nur den Chor begleitet, sondern auch den Inhalt kommentiert, atmosphärische Dichte erzeugt und musikalische Brücken zwischen einzelnen Teilen baut. Anfang März des Jahres 2012 konnte der Autor schließlich den Abschluss der Arbeit vermelden. In einem Brief an Biller bilanziert er: „Selten habe ich bei einer kompositorischen Arbeit so viel Freude erlebt – selbst die technischen Schwierigkeiten (an denen es natürlich nicht mangelte) hatten etwas Freudvolles. Sicherlich war und ist es besonders anregend, etwas schreiben zu dürfen und zu können, dessen vorwiegendes Merkmal in seiner großen vokalen Reinheit liegt.“
Im Mai 2012 reiste Hans Werner Henze beizeiten nach Leipzig, um den Proben des Chores in der Thomasschule zuhören zu können, und er war überwältigt von der Hingabe, Konzentration und Professionalität der Jungen und ihres Leiters. Den Aufenthalt in der Musikstadt hat er zudem eifrig genutzt, um die Wohnstätten Schumanns und Bachs aufzusuchen (das Mendelssohn-Haus hatte er schon im Oktober 2008 besichtigt) und für ein Treffen mit seinen nächsten Angehörigen. Bei der Uraufführung machte der Maestro auf seine Freunde und Kollegen einen glücklichen Eindruck, er schien versöhnt mit der Welt und mit sich selbst im Reinen.
(Revidierte Fassung des Textes von M. Kerstan, So viel Freude, im Booklet der CD-Ausgabe 800 Jahre Thomana. Die Festmusiken, Hg.: Bach-Archiv Leipzig, Leipzig 2013, S. 26f.)