Aufgaben der Hans Werner Henze-Stiftung
Michael Kerstan im September 2013
„Ich möchte gerne“, so schrieb Henze im Frühjahr 2007, „dass meine Musik in Zukunft (d.h. auch nach meinem Ableben) die gleiche Wirkung ausübt wie heute und dass sie weiterhin zu einer Hörerschaft sprechen kann, die mit den kulturellen und sozialen Belangen der Zeit vertraut ist. Also müsste dafür gesorgt werden, dass Kontinuität auf eine Art und Weise gefördert wird, bei der Sinn und Form unseres europäischen Kulturbegriffs lebendig bleiben und im Bewusstsein kunstfreundlicher, musikliebender Menschen weiterentwickelt werden können.“
Aus diesem Vermächtnis leiten sich zwei Aufgabenbereiche ab, denen sich die Hans Werner Henze-Stiftung widmet. Ein Auftrag ist die „Förderung von Kunst, Kultur und Musik“ und dabei vor allem die Erhaltung, Sicherung und Verbreitung des künstlerischen, des musikalischen und literarischen Werkes von Hans Werner Henze. Auch die wissenschaftliche Forschung zu Werk und Wirkung des Komponisten gehört in diesen Aufgabenbereich. Der zweite Auftrag, den der Maestro seiner Stiftung auf den Weg gegeben hat, ist die aktive Förderung des musikalischen Nachwuchses, vor allem junger Komponisten. Die Möglichkeiten, die der Stiftung an die Hand gegeben sind, umfassen die Beteiligung an Konzerten und Festivals mit zeitgenössischer Musik, die Entwicklung eigener musikalischer Formate sowie die Mitwirkung an und Förderung von wissenschaftlichen Veranstaltungen, die sich mit dem Oeuvre Hans Werner Henzes befassen. Die Stiftung ist zudem in der Lage, Stipendien an junge Komponistinnen und Komponisten zu vergeben.
Stiftungsorgane

Prof. Dr. Reinhold Kreile
Vorstand
Rechtsanwalt (von Hans Werner Henze seit 1963), war Vorstand und Generaldirektor der GEMA, Justitiar der VG Wort, Mitglied des Kuratoriums der Ernst von Siemens-Stiftung, Mitglied des Stiftungsrats der Richard Wagner-Stiftung, Bayreuth und des Vorstands der Richard Strauss-Gesellschaft, München sowie Bundestagsabgeordneter der CSU. Er ist Professor an der Münchner Hochschule für Fernsehen und Film, und war Präsident der internationalen Vereinigungen der Verwertungsgesellschaften CISAC und BIEM, Paris, sowie Mitbegründer und Herausgeber der Zeitschrift für Urheber- und Medienrecht.

Prof. Dr. Johannes Kreile †
ehem. Vorstand
wurde nach dem Studium der Rechtswissenschaft und der Theaterwissenschaft Geschäftsführer der Verwertungsgesellschaft der Film- und Fernseh-produzenten und war Anwalt mit Spezialgebiet Medien- und Urheberrecht. Kreile war Mitglied im Verwaltungsrat der Bayerischen Landeszentrale für neue Medien, Vorsitzender der Richtlinienkommission der FFA Filmförderanstalt Berlin und Vorsitzender des Beirats der MBA MediaBusinessAcademy. Er war Honorarprofessor an der Münchner Hochschule für Fernsehen und Film, hat Lehraufträge an der Johannes Gutenberg-Universität Mainz und der Bayerischen Akademie für Fernsehen. Zahlreiche Publikationen, darunter Mitwirkung am Handbuch „Recht im Internet“.

Dr. Michael Kerstan, Dipl.Päd.
Geschäftsführer, Künstlerischer Beirat
langjähriger Assistent von Hans Werner Henze. Nach der Promotion im Fach Empirische Kulturwissenschaften war Kerstan künstlerischer Leiter des Jugendmusikfests Deutschlandsberg, der Jungen Kultur in Hallein und der KulturRegion Stuttgart; als Regisseur inszenierte er u.a. die italienische Erstaufführung von Henzes „Phaedra“ beim Maggio Musicale Fiorentino; Mitglied des El Cimarron-Ensembles, mit dem er verschiedene Uraufführungen in Szene gesetzt hat. Er publizierte u.a. einen Sammelband über Hans Werner Henze (Komponist der Gegenwart, Berlin 2006).

Prof. Dr. Peter Ruzicka
Vorsitzender des Künstlerischen Beirates
Komponist (u.a. Opern: „Celan“ UA 2001 Dresden, „Hölderin“ UA 2008 Berlin), Dirigent, Intendant und promovierter Jurist, Professor an der Hochschule für Musik und Theater Hamburg, Mitglied der Bayerischen Akademie der Schönen Künste und der Freien Akademie der Künste Hamburg. Nacheinander Intendant des Radio-Symphonie-Orchesters Berlin, der Staatsoper Hamburg und der Hamburger Philharmoniker, seit 1996 als Nachfolger Hans Werner Henzes künstlerischer Leiter der Münchener Biennale und von 2001 bis 2006 Intendant der Salzburger Festspiele.

Prof. Dr. Antje Tumat
Künstlerischer Beirat
Antje Tumat, Professorin für Historische Musikwissenschaft an der Universität Paderborn/Musikhochschule Detmold. Promotion über Hans Werner Henzes Prinz von Homburg (ausgezeichnet mit dem Ruprecht-Karls-Preis der Universität Heidelberg und dem Walter-Witzenmann-Preis der Heidelberger Akademie der Wissenschaften), Habilitation zu Musik und Sprache in Schauspielmusiken des 19. Jahrhunderts, Professurvertretungen an der Hochschule für Musik, Theater und Medien Hannover und der Universität Greifswald. 2017 Ruf nach Greifswald und nach Detmold/Paderborn. Veröffentlichungen zur Frühen Neuzeit und zur Musik des 18. bis 20. Jahrhunderts, insbesondere zu Hans Werner Henze. Weitere Forschungsschwerpunkte: Musik und Theater, Heidelberger Romantik, Genderforschung, Musik für Radio und Film.

Johannes Debus
Künstlerischer Beirat
Dirigent, Debüt 1999 an der Frankfurter Oper mit Henzes „Boulevard Solitude“. Von 2001 – 2008 Kapellmeister in Frankfurt, Gastengagements u.a. an der Deutschen Oper Berlin, der English National Opera London, Bayerische Staatsoper München, Staatsoper Unter den Linden Berlin, Lincoln Center New York, Ensemble Modern, Festivals in Schwetzingen (UA Sciarrinos „MacBeth“) und Spoleto (szenische UA von Henzes „Gogo No Eiko“), seit 2009 Musikdirektor der Canadian Opera Company in Toronto.