Komponist der Gegenwart

Hans Werner Henze war zweifellos einer der bedeutendsten Komponisten seiner Zeit. Über 59 Jahre in Italien lebend, hat er seine eigene Tonsprache entwickelt, die vom italienischen Lebensgefühl geprägt ist. Henzes Musik, die, wie er selber sagte, „vom Theater ausgeht“, bezieht immer auch politisch Stellung, und aus ihr und in ihr sprechen die großen humanitären Anliegen in berührender Weise.

Die meisten seiner 15 Opern haben schnell Eingang ins internationale Repertoire gefunden. Die Kompletteinspielung seiner 10 Sinfonien bei WERGO mit dem Rundfunksinfonieorchester Berlin unter Marek Janowski sieht ihrer Vollendung entgegen. Sein Werkverzeichnis enthält Stücke aller musikalischen Gattungen.


Mit dem „Cantiere Internazionale d’Arte Montepulciano“ und der „Münchener Biennale – Internationales Festival für Neues Musiktheater“ hat Henze als Pädagoge und Förderer junger Kollegen zwei Festivals geschaffen, die den Beginn bedeutender Karrieren markieren und aus dem internationalen Kulturleben nicht mehr wegzudenken sind.

Hans Werner Henze hat zahlreiche Ehrungen erhalten, darunter mehrere Ehrendoktorwürden, den „Praemium Imperiale“ des Kaiseers von Japan, das Große Verdienstkreuz mit Stern des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland und die Ernennung zum „Chevalier de la Légion d’honneur“.
Bis zu seinem Tode war er im Musikleben aktiv, zuletzt als „Capell-Compositeur“ der Dresdner Staatskapelle.

 

Lebensdaten

1926 geboren am 1. Juli in Gütersloh
1942 Studienbeginn an der Staatsmusikschule Braunschweig
1944 Als Soldat, Mai 1944Militärdienst
1945 Korrepetitor am Stadttheater Bielefeld
1946

Hans Werner Henze mit René Leibowitz (links) und Peter StadlenStudien am Kirchenmusikalischen Institut in Heidelberg und bei Wolfgang Fortner


Teilnahme an den Ferienkursen für Neue Musik in Darmstadt
1947 im Alter von 21 JahrenTeilnahme an den 2. Ferienkursen für Neue Musik in Darmstadt

Bekanntschaft, u.a. mit Alexander Mitscherlich, Hans Mayer, Ricarda Huch, Karl Amadeus Hartmann, Hermann Scherchen, Grete Weil, Walter Jockisch und Jean-Pierre Ponnelle
1948 Teilnahme an den 3. Ferienkursen für Neue Musik in Darmstadt, dort Studien der Zwölftontechnik bei René Leibowitz

Umzug nach Göttingen
1949 Hans Werner Henze spielt eigene Kompositionen. Hauskonzert, Bielefeld 2.2.1949. Wilhelm Heiner, Kohle/Pastellkreide 1949Musikalischer Mitarbeiter Heinz Hilperts am Deutschen Theater Konstanz
1950 Umzug nach Berlin

Bekanntschaft mit Boris Blacher, Heinz von Cramer, Rudolf Wagner-Régeny und Gottfried von Einem

Künstlerischer Leiter und Dirigent des Balletts des Hessischen Staatstheaters Wiesbaden

Bekanntschaft mit Luigi Nono
1951 Robert-Schumann-Preis der Stadt Düsseldorf

erste Italien-Reise
1952 mit Ingeborg BachmannUmzug nach München

Bekanntschaft mit Ingeborg Bachmann
1953 Premio RAI (im Rahmen des Grand Prix Italia) für "Ein Landarzt" Übersiedlung nach Italien, zunächst Forio D’Ischia

Bekanntschaft mit William Walton, W.H. Auden und Chester Kallman
1954 mit Igor Strawinsky 1954Bekanntschaft mit Igor Strawinsky, Franco Serpa und Frederick Ashton
1955 auf Ischia 1954Übersiedlung nach Neapel

Letztmaliger Besuch der Darmstädter Ferienkurse; dort Bekanntschaft mit Karlheinz Stockhausen
1956 Sibelius Gold Medaille, London

Bekanntschaft mit Luchino Visconti
1957 Proben zu Maratona di Danza. Vorn: Jean Babilée, hinten v.l.n.r: Renzo Vespignani, Hans Werner Henze, Dick Sanders, Luchino Visconti. Berlin 1957. Foto: Sanford RothGroßer Kunstpreis des Landes Nordrhein-Westfalen
1958 mit Margot Fonteyn und Frederick Ashton bei der Premiere von „Undine. Tagebuch eines Balletts“, Piper Verlag München Preis der Musikkritik Buenos Aires

Bekanntschaft mit Hans Magnus Enzensberger
1959 Großer Kunstpreis Berlin
1960 mit Paul DessauÜbersiedlung nach Rom

Bekanntschaft mit Paul Dessau und Ruth Berghaus

Begegnung mit Theodor W. Adorno
1960-68 Mitglied der West-Berliner Akademie der Künste
1961 Übersiedlung nach Castel Gandolfo

Niedersächsischer Kunstpreis Hannover
1962-67 Meisterklasse für Komposition am Mozarteum Salzburg
1963 erste Amerika-Reise; in New York Bekanntschaft mit Aaron Copland;

in Paris Bekanntschaft mit Jean Cocteau und Francis Poulenc

Freundschaft mit Fausto Moroni
1964 Mitglied der Bayerischen Akademie der Schönen Künste
1965 Wahlkampf (u.a. mit Ingeborg Bachmann und Günter Grass) für Willy Brandt

Bekanntschaft mit Massimo Bogianckino und Elsa Morante
1966 In Dresden 19661966: Bei der Uraufführung von „Die Bassariden”, Salzburger Festspiele 1966. V.l.n.r.: Gustev Rudolf Sellner, Chester Kallman, W. A. Auden, H. W. Henze
Übersiedlung nach Marino, Villa La Leprara

Erste Japan-Reise
1967 Gastprofessur am Dartmouth College New Hampshire, USA

Bekanntschaft mit Gastón Salvatore und Rudi Dutschke
1968 Mitwirkung am Berliner Vietnam-Kongress

Korrespondierendes Mitglied der Akademie der Künste der Berlin (DDR)

Die Hamburger Uraufführung des Oratoriums „Das Floß der Medusa“ (Che Guevara gewidmet) mit einer Live-Übertragung durch 22 europäische Rundfunkanstalten platzt nach einem Polizeieinsatz im Saal gegen Studenten
1969-70 Lehrtätigkeit und Studien in Havanna, Kuba

Bekanntschaft mit Miguel Barnet und dem 108-jährigen Estéban Montejo, dem Helden von „El Cimarrón“
1971 Berlin 1971Ehrendoktor der Musik der Universität von Edinburgh
1975 Ehrenmitglied der Royal Academy of Music, London

Bekanntschaft mit Jens Brockmeier
1976 „Musik und Politik. Schriften und Gespräche 1955-76“, dtv, München

Ludwig-Spohr-Preis der Stadt Braunschweig

Gründung des Cantiere Internazionale d'Arte in Montepulciano

Australien-Reise

Zweitwohnsitz in London (Knightsbridge)
1979 Bekanntschaft mit Hans-Ulrich Treichel
1980

Preis der Stadt Positano für die Ballette "Undine" und "Orpheus"

Künstlerische Leitung (ehrenamtlich) der Accademia Filarmonica Romana

1980-91 Professur (Kompositionsklasse) and der Staatlichen Hochschule für Musik in Köln
1981 „Schriften und Gespräche 1955-79“, Henschel-Verlag, Berlin (DDR)

Künstlerischer Direktor der Accademia Filarmonica Romana
1981-83 Gründung und künstlerische Leitung der Mürztaler Musikwerkstätten, Mürzzuschlag (Steiermark)
1982 „Music and Politics. Collected Writings 1953-81“, Faber & Faber, London

Ehrenmitglied der Deutschen Oper Berlin

Ehrenmitglied der American Academy and Institute of Arts and Letters, New York
1983 „Die Englische Katze. Ein Arbeitstagebuch“, S. Fischer Verlag Frankfurt/Main

Bachpreis der Freien und Hansestadt Hamburg

Korrespondierendes Mitglied der Deutschen Akademie für Sprache und Dichtung, Darmstadt

Composer-in-Residence am Berkshire Music Centre in Tanglewood/MA (USA)

Composer-in-Residence beim Cabrillo Music Festival in Aptos/CA (USA)

Bekanntschaft mit Michael Kerstan
1984 „Musik und Politik. Schriften und Gespräche 1955-84“, erweiterte Neuauflage, dtv München
1984-86 mit Ruth BerghausGründung und künstlerische Leitung des Deutschlandsberger
Jugendmusikfestes (Steiermark)
1986 Festivals zum 60. Geburtstag Henzes in Wien, Aldeburgh, Evian-Les-Bains, Gütersloh, London, Turin, Frankfurt/Main, Luzern
1987

mit Gerd Albrecht, Fernsehkonzert des SFB 28.03.1987: Barcarola

International Chair for Composition an der Royal Academy of Music, London

Uraufführung des Opernprojekts seiner Kölner Meisterklasse „Die Regentrude“ mit über 200 Mitwirkenden in Alsfeld/Hessen (musikalische Leitung: Markus Stenz, Inszenierung: Michael Kerstan, Ausstattung: Hermann Haindl)
1988-96 Gründung und künstlerische Leitung der Münchener Biennale, Internationales Festival für neues Musiktheater
1988 mit Fausto Moroni in ihrer Münchener Wohnung, 1988. © Regine KörnerComposer-in-Residence am Berkshire Music Center in Tanglewood/MA (USA)
1989 Leitung der Gütersloher Sommerakademie Hans Werner Henze
1989-91 Erneut Leitung des Cantiere Internazionale d’Arte, Montepulciano
1990 Verleihung des Ernst von Siemens Musikpreises 10. Mai 1990. Mitte: Heinz Friedrich (Präsident der bayerischen Akademie der schönen Künste), Rechts: Bundespräsident Richard von Weizsecker. Foto: dpa/MächlerErnst von Siemens Musikpreis

„Apollo d'oro“, Bilbao
1991 Composer-in-Residence beim Berliner Philharmonischen Orchester

zwei große Henze-Festivals in London
1991-92 Fellow des Wissenschaftskollegs zu Berlin

Preis des Internationalen Theaterinstituts (ITI)

Großes Verdienstkreuz des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland

Medaille "München leuchtet" in Gold

Ehrenmitglied der Internationalen Gesellschaft für Neue Musik (IGNM)
1992 mit Fausto Moroni, Marino 1994Mitglied der Academia Scientarium et Artium Europae, Salzburg
1995 Musikpreis der Stadt Duisburg in Verbindung mit der Köhler-Osbahr-Stiftung

Accademico Onorario der Accademia Nazionale di Santa Cecilia, Rom
1996 mit Prof. Dr. Reinhold Kreile 1996„Reiselieder mit böhmischen Quinten. Autobiographische Mitteilungen“, S. Fischer Verlag Frankfurt/Main

Annette-von-Droste-Hülshoff-Preis des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe

Kultureller Ehrenpreis der Landeshauptstadt München

Ehrendoktorwürde der Universität Osnabrück

Ehrenbürger der Stadt Montepulciano

Präsident des Contemporary Opera Studio, English National Opera, London

großes Henze-Festival in Basel
1997

 mit Wolfgang Rihm, Uraufführung der “Sinfonia N.9”, 1997mit Ingo Metzmacher (links) und Paul Sacher (rechts), Uraufführung der “Sinfonia N.9”, 1997

Ehrenbürger der Stadt Marino (Roma)

Hans-von-Bülow-Medaille der Berliner Philharmoniker

Workshop „Komponieren in der Schule“ mit Lehrern am Nord-Kolleg Rendsburg im Rahmen des Schleswig-Holstein-Festivals

1998 Honorary Fellow des Royal Northern College of Music, Manchester 1998„Komponieren in der Schule. Notizen aus einer Werkstatt“, Schott-Verlag Mainz

„Bohemian Fifths. An Autobiography“, Faber & Faber, London

Bayerischer Maximiliansorden für Wissenschaft und Kunst

Honorary Fellow des Royal Northern College of Music, Manchester

Premio Abbiati 1998 der Associazione Nazionale Critici Musicali für "Venus und Adonis" am Teatro Felice in Genua
2000

Verleihung Premium Imperiale, Kunstpreis des Kaisers von Japan, Tokio 2000Praemium Imperiale, Tokio

2001 Cannes Classical Award in der Kategorie "Best Living Composer"

Deutscher Tanzpreis 2001

Henze-Festival des NDR in Hamburg
2002

Laurence Olivier Award 2000 in der Kategorie "Best New Opera Production" für "Boulevard Solitude" am Royal Opera House in London (Regie: Nikolaus Lehnhoff)

2003 Uraufführung “L’Upupa”, Salzburger Festspiele 2003. Alfred Muff (Der Alte Mann), Laura Aikin (Das Mädchen Bad’jat)„L’Upupa. Nachtstücke aus dem Morgenland. Autobiographische Mitteilungen“, Propyläen- München

Chevalier de la Légion d’honneur, Paris

Aufführung aller zehn Sinfonien beim Festival "Présences" in Paris

Preis der Internationalen Sommerakademie Mozarteum „Neues Hören“ (angeregt und finanziert von der Stiftung „Neue Musik im Dialog“, Köln) für gelingende Vermittlung Neuer Musik
2004 „Canciones de viaje con quintas Bohemias“, Antonio Machado Ediciones, Madrid

„Briefe einer Freundschaft“ (Briefwechsel mit Ingeborg Bachmann), Piper-Verlag München

Ehrendoktorwürde der Staatlichen Hochschule für Musik und Theater, München

Bekanntschaft mit Christian Lehnert
2005 „Canti di viaggio. Una vita“, Il Saggiatore, Mailand 2005

schwere Erkrankung

Henze-Festivals in Madrid und Dublin
2006 Premio Franco Abbiati della critica musicale italiana 2006 für die Produktion von Elegie für junge Liebende am Teatro delle Muse, Ancona (Regie und Ausstattung Pier Luigi Pizzi)

Henze-Festivals in Stockholm, München, Dortmund und Bünde (bei Bielefeld)
2007

Hans Werner Henze in seinem Arbeitszimmer in Marino 2007. © Michael Kerstan

„Phaedra. Ein Werkbuch“, Verlag Klaus Wagenbach, Berlin

Großes Verdienstkreuz des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland mit Stern

Tod Fausto Moronis

2008 „Lettere da un’amicizia“ (Briefwechsel Bachmann-Henze), EDT, Torino
2009 Premio Abbiati für die italienische Erstaufführung von Phaedra beim Maggio Musicale Fiorentino 2008 (Musikalische Leitung: Roberto Abbado, Regie: Michael Kerstan, Ausstattung: Nanà Cecchi)
2010

Verleihung der Ehrendoktorwürde des Royal College of Music, London durch Prinz Charles 2010. © Chris Christodoulou

Ehrendoktorwürde des Royal College of Music, London

Europäischer Kulturpreis des KulturForum Europa

Premio Ardinghello der Germanistischen Fakultät der Universität von Florenz

Aquila d‘Oro der Associazione Corfinium onlus für Verdienste um die italienische Kultur

mit Helmut Lachenmann 2011. Foto: Christiane Krautscheid„Henze-Projekt“ der Kulturhauptstadt Europas Ruhr.2010 mit über 250 Aufführungen seiner Werke, darunter 10 Musiktheaterstücken (die größte Werkschau, die jemals einem lebenden Komponisten zuteil wurde)

2011 mit Michael Kerstan, Geburtstag 1. Juli 2011. Foto: Christiane KrautscheidMusikautorenpreis der GEMA für das Lebenswerk

Henze-Festival in Münster/Westfalen
2012 mit Gerog Christoph Biller und Riccardo Panfili, Leipzig 2012. Foto: Michael KerstanHenze-Schwerpunkt an der Dresdner Semperoper

„Capell-Compositeur“ der Sächsischen Staatskapelle

verstorben am 27. Oktober in Dresden
2013

Oktober: posthume Verleihung der Ehrendoktorwürde der Universität Florenz (Link zum Artikel)

2015 September: posthume Verleihung des "Grifo Poliziano" für die Verdienste um die Stadt Montepulciano