Uraufführung von "La piccola Cubana"

Die Bühnen-Aufführungen der Fernsehoper La Cubana (München 1975, London 1978 und Rostock 1981) konnten nicht überzeugen – zu komplex ist das Geschehen mit Filmtechniken wie Flashbacks oder Simultanhandlungen, zu viele Solo-Partien sind zu besetzen und zu groß ist das Orchester nebst Big Band. Daher schwebte Hans Werner Henze vor, eine Bühnenfassung mit 4-6 Solisten und 9-11 Musikern zu erstellen. Schon 1975 hatte er aus den Instrumentalsätzen der Fernsehoper eine Suite für Blechbläser zusammenstellen, die 1975 unter dem Titel Ragtimes & Habaneras uraufgeführt wurde. Anhand der Suite Lieder und Tänze, die 1993 in Zürich vom Collegium Novum und von Mezzosopranistin Maria Husman vorgestellt wurde, hatte der Komponist gezeigt, an welche Ensemblegröße er für die Bühnenfassung dachte. Der Stiftungsratsvorsitzende der Hans Werner Henze-Stiftung, Peter Ruzicka, hatte es sich schließlich zur Aufgabe gemacht, in seiner letzten Spielzeit als Intendant der Osterfestspiele Salzburg in Koproduktion mit der Berliner Staatsoper Unter den Linden diese reduzierte Fassung uraufführen zu lassen mit dem von Henze vorgesehenen Titel La Piccola Cubana. Damit war der Weg frei, den langjährigen Assistenten Henzes, Jobst Liebrecht, mit der Erstellung dieser kleinen Fassung zu beauftragen. Die Uraufführung ist war für den 5. April 2020 in Salzburg angesetzt, und drei Wochen später sollte die Berliner Erstaufführung folgen. Das Stück war bereits premierenreif geprobt worden, und doch fielen diese beiden Aufführungsserien den Pandemieverordnungen im Jahr 2020 zum Opfer. Umso glücklicher waren alle Beteiligten, als am 27. Oktober 2022 das Projekt endlich, nach über 30 Jahren des Planens und Verwerfens, über die Bühne ging, just an dem Tag, an dem sich der Tod des Komponisten zum zehnten Mal jährte.