Der Wiedehopf (ital. „L’Upupa“) hatte eine herausragende Bedeutung in Henzes Tierwelt. Er hält sich mit Vorliebe in Olivengärten auf, wo er auch nistet, sei es in Spechtlöchern oder in Mauerhöhlen. So konnte der Komponist in Marino Jahr für Jahr diese Vögel beobachten, von ihrer Ankunft aus Afrika Mitte März über die Aufzucht der Jungen bis zur Abreise Mitte September, konnte ihr Gefieder studieren, ihr Flugverhalten und ihre Art und Weise, nach Nahrung zu suchen. Besonders aber hatte es ihm der Ruf des Wiedehopfmännchens angetan, der meistens aus dreisilbigen (seltener 2- bis 5-silbige) Strophen besteht (up-up-up), die in Abständen von ca. 5 Sekunden wiederholt werden.
In den 90er Jahren des 20. Jahrhunderts verbrachte Hans Werner Henze die Wintermonate auf der Insel Lamu, die zu Kenia gehört und von islamischer Kultur geprägt ist. Dies brachte für den Komponisten eine neuerliche Begegnung mit den Gedichten von Rumi und Hafis mit sich, und er beschäftigte sich ganz allgemein mit arabischer Kultur, die Betrachtung persischer bildender Kunst und die Beschäftigung mit der Musik im arabischen Kulturraum. Die 27. Sure des Koran (Verse 20-28) handeln vom Wiedehopf als Boten zwischen Sulaiman (Salomo) und der Königin von Saba.
All diese Überlegungen und Erfahrungen mündeten in seiner Oper von 2003, L’Upupa und der Triumph der Sohnesliebe, für die er erstmals ein Libretto selbst geschrieben hatte. Die Namen der verschiedenen Fantasie-Orte in seinem Text entsprechen realen Orten rund um dlie Insel Lamu, so Manda Island, Pate Island, Matandoni oder Kipungani.
In Henzes Nachlass befinden sich zahlreiche Wiedehopf-Porträts sowie die abgebildete Karaffe mit einer Wiedehopf-Gravour, meistens Geschenke von Henzes Freunden aus der Zeit der Entstehung der Oper zwischen 1999 und 2003.