Symphonie Nr. 7
für großes Orchester
Hans Werner Henze komponierte die Symphonie Nr. 7, seinige einzige, für deren Titel er die klassische Schreibweise wählte, in den Jahren 1983-84, als er einen Zweitwohnsitz in Stuttgart unterhielt. Während langer Gespräche mit dem Hölderlin-Experten Pierre Bertaux setzte er sich mit Persönlichkeit und Werk des Dichters auseinander und unternahm verschiedene Ekursionen nach Tübingen, wo er die verschiedenen Hölderlin-Orte aufsuchte, so das evangelische Stift, das Wohnhaus in der Neckarhalde, den Hölderlin-Turm und das Hölderlin-Grab. Besonders bewegt war Henze, als er die ehemalige Autenriethsche Klinik besichtigte, die heute den Fachbereich Philosophie der Universität beherbergt: Hier fanden die damals als fortschrittlich geltenden Therapieversuche mit Hölderin statt, die man heute wohl eher als Folter bezeichnen würde, und diese Therapie reflektiert der 3. Satz, das Scherzo der Symphonie Nr. 7. Hölderlin wurde schließlich als "unheilbar" in die Unmündigkeit entlassen. Er wurde in einem Turmzimmer des Tischlers Ernst Zimmer untergebracht, wo er seine zweite "Hälfte des Lebens" von 1807 bis 1843 verbrachte. So beschäftigt sich der 4. Satz der Symphonie mit Hölderlins Gedicht "Hälfte des Lebens".
Der erste Satz hingegen ist eine Art deutscher Tanz, eine Allemande sozusagen, der zweite ein Lied.