Gründung der Münchener Biennale
Internationales Festival für Neues Musiktheater
„Die ganze Geschichte begann vor etwa fünf Jahren mit einem Treffen (…) des Kulturdezernenten Kolbe (…), ob ich unter Umständen Lust hätte, mir über die Ausgestaltung eines wie auch immer gearteten Münchener städtischen Musikfests Gedanken zu machen.
Ich schlug nach einiger Zeit vor, etwas einzurichten, was bisher gefehlt hat, und was es auch sonst an keinem Ort der Welt gibt und doch eine dringende kulturelle Notwendigkeit wäre: nämlich einen Ort, an dem theaterinteressierte Komponisten der jungen Generation ihre Ideen von Musik und Theater, Musik und Aktion, Musik und Literatur, Wort und Instrumentalklang, eine Vielzahl hochaktueller Themen, in die Wirklichkeit umsetzen können.“ (Hans Werner Henze in: Neues Musik Theater. Almanach zur 1. Münchener Biennale, München, Hanser 1988, S. 7.)
Die neuen Opern und Tanztheaterstücke wurden ergänzt um ein Konzert der Müchner Philharmoniker und in den folgenden Jahren eines mit dem Sinfonieorchester des Bayerischen Rundfunks als Beitrag der Reihe Musica Viva, ein Konzert der Münchner Symphoniker, Gesprächskonzerten zur Vorbereitung der Biennale und Kooperationen mit Münchner Musikinstitutionen.
Unter der künstlerischen Leitung Henzes konnten sich das Figurenmusiktheater als Genre, ein Schwerpunkt mit Münchner Komponisten und die Verbindung zur Popularmusik etablierten.
Großer Wert wurde auf Koproduktionen mit Repertoirebetrieben gelegt, damit die neuen Werke anschließend an die Biennale noch eine Aufführungsserie an den koproduzierenden Häusern erleben durften.
Hans Werner Henze verstand das Festival als Startrampe für junge Talente, die zum ersten Mal ein Musiktheaterstück schreiben würden, und er suchte unter hunderten junger Komponisten solche aus, in deren Partituren er theatrale Qualitäten vorfand.
Gleichzeitig lag ihm am Herzen, Neugier und offene Ohren für die neu entstehenden Werke zu schaffen und die Kunst des Komponierens zugänglich zu machen, was ihm u.a. mit Gesprächskonzerten und Kompositionsworkshops auch nachhaltig gelang. Von den 42 Kompositionsaufträgen für Musiktheaterwerke, die Henze bis 1996 als künstlerischer Leiter der Biennale erteilte, ergingen 12 an Frauen – das war bis dahin einmalig in der Musikgeschichte. Die Komponistinnen und Komponisten kamen aus 18 verschiedenen Staaten.
Auf einem Spaziergang mit dem damaligen Oberbürgermeister der Stadt München, Georg Kronawitter, entdeckte Henze hinter dem Müllerschen Volksbad an der Isar die Muffathalle, die damals noch als Tennishalle für Stadträte genutzt wurde. Auf seine Anregung hin wurde sie zu einem multifunktionalen Theatersaal umgebaut und am 7. Mai 1992 anlässlich der 3. Biennale eingeweiht.