Als das Ruhrgebiet zur Kulturhauptstadt Europas gewählt wurde, hat deren künstlerischer Leiter Steven Sloane sofort Hans Werner Henze als musikalischen Schwerpunkt gesehen, ein Weltstar mit Wurzeln in der Region und einem Oeuvre, das alle musikalischen Gattungen umfasst sowie ein breites Angebot für Kinder, Jugendliche und Laien bereithält und der somit die gesamte Region vernetzen könnte.
Dabei ist am Ende mit über 200 Aufführungen in einem Jahr die größte Werkschau entstanden, die jemals einem lebenden Komponisten gewidmet wurde. Von Januar bis Dezember 2010 präsentierten über 40 Partner Henzes musikalisches Schaffen und sein soziales und pädagogisches Engagement. Von seinen Opern kamen Elegie für junge Liebende (Essen), Boulevard Solitude als Internetoper (Gelsenkirchen), Der junge Lord (Dortmund), El Cimarrón (Oberhausen), Das Wundertheater (Bottrop), Phaedra (Duisburg) und Il ritorno d’Ulisse in patria (Herne) zur Aufführung, dazu seine Kinderoper Pollicino (Mülheim a.d.Ruhr) und die Uraufführung eines gemeinsamen Auftragswerks der Kulturhauptstadt und der Dresdner Semperoper für Teenager und Studierende, Gisela! oder: die merk- und denkwürdigen Wege des Glücks, eine Produktion der RuhrTriennale in der Zeche Zweckel in Gladbeck. Darüber hinaus gab es Neuproduktionen seiner Tanztheaterwerke Der Idiot (Bochum), Undine (Essen), Le disperazioni del signor Pulcinella (Hagen) und Choreografien zur 1. Sonate der Royal Winter Music und zu Voices. Ergänzt wurde das Theatergeschehen um einen szenischen Abend mit der Kammermusik 1958 und den Nachtstücken und Arien, versammelt unter dem Titel orpheus-projekt (Dortmund), so dass es insgesamt 15 Bühnenproduktionen, natürlich jeweils mit mehreren Aufführungen, gab. 34 Orchester- und über 40 Kammerkonzerte, dazu eine Filmretrospektive, Fernsehausstrahlungen und zahlreiche Symposien machten das Kulturhauptstadtjahr zu einem Henze-Jahr.
Besonders das Auftragswerk, Gisela!, nahm Henze zum Anlass, sich noch einmal mit seinen Anfängen zu beschäftigen – mit Westfalen, mit den Beweggründen, nach Italien zu gehen und mit seiner neapolitanischen Lieblingsfigur, dem Pulcinella, der so listig und dennoch meistens der Verlierer ist, vergleichbar dem deutschen Kasperl. Der Nord-Süd-Kontrast wird auf verschiedenen Ebenen thematisiert (Klima, Bedeutung von Märchen, Familiensinn usw.). Mit den Aufführungen dieses Stückes wurde einmal mehr deutlich, wie Henze Musikvermittlung verstand: Beteiligt waren u.a. Studierende der Folkwang-Universität, das Studio der musikFabrik NRW, das Jugendensemble des Landesmusikrats NRW und der Jugend-Kammerchor der Chorakademie Dortmund.
Steven Sloane zieht in der Dokumentation zum Henze Projekt folgendes Fazit: Es war „das Werk von vielen. Es steht nicht nur für das Portrait eines Komponisten, sondern auch für die besondere Erfahrung gemeinsamen künstlerischen Handelns. Es hat Grenzen in Verbindungen verwandelt. Montepulciano, Mürzzuschlag, Deutschlandsberg und München – das sind die Stationen, an denen Hans Werner Henze als Pädagoge und Initiator Zeichen gesetzt hat. Das Ruhrgebiet wird man in Zukunft in diese Reihe mit aufnehmen müssen.“ (Steven Sloane in: Kulturhauptstadt Europas RUHR.2010 (Hg.): das henze-projekt. neue musik für eine metropole. Dokumentation, S. 39.)
Premiere: 24. April 2010, Aalto-Theater, Essen Vorstellungen: 27./29. April 2010 | 2./8. Mai 2010 | 7./16. Juli 2010
Eine Koproduktion des Aalto-Musiktheaters Essen und der Kulturhauptstadt Europas RUHR.2010
Szenen aus "molière", Hagen
Premiere: 24. September 2010, Theater Hagen Vorstellungen: 30. September 2010 | 2., 7., 19., 27. Oktober 2010 | 3., 7., 18., 21. November 2010 | 3., 11. Dezember 2010 | 7. Januar 2011
Eine Koproduktion des balletthagen und der Kulturhauptstadt Europas RUHR.2010
Eytan Pessen war verantwortlich dafür, dass der Kompositionsauftrag für "Gisela! oder: Die merk- und denkwürdigen Wege des Glücks" aus Dresdenaus Dresden an Hans Werner Henze ging.
Zeljo Davutovic (Chorakademie Dortmund) studierte den Jugendchor für "Gisela! oder: Die merk- und denkwürdigen Wege des Glücks" ein.
Im Rahmen von Ruhr.2010 Kulturhauptstadt Europas und des darin enthaltenen „Henze-Projekts – Neue Musik für eine Metropole“ führte die Musikwissenschaftlerin Elisabeth Schmierer und ihr Kollege Norbert Abels vom 5. bis 6. November 2010 ein Symposium an der Folkwang Universität der Künste in Essen durch.
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